Thomas Kraft von Pro-Bahn Hessen hat es auf den Punkt gebracht: Im Bundesverkehrswegeplan 2030 sind mit bis zu 101 Ortsumfahrungen in Hessen eindeutig zuviel Straßen vorgesehen. Der ÖPNV sollte durch Umschichtung mehr Geld erhalten. Es gibt einen regelrechten Wettbewerb „zwischen Bahn und Straße“ wie die Planungen zur Nord-Ostumfahrung in Usingen zeigen. Mit der Straße können die Autofahrer Usingen nicht nur schnell umfahren, sondern es werden mehr als 31 ha wertvolle landwirtschaftliche Flächen für die Bauern zerschnitten und wichtige Naherholungsgebiete werden unwiederbringlich zerstört. Die Usinger Grünen fordern schon lange eine Verkehrswende hin zu einer umweltgerechten Mobilität und haben sich in der Vergangenheit als einzige Fraktion in Usingen vehement gegen die Nord-Ost-Umfahrung ausgesprochen.
„Mehr Straßen ziehen mehr Verkehr an, wie Erfahrungen zeigen. Außerdem kommt es oft zu Verlagerungen und Anwohner in anderen Gebieten müssen dann unter Lärm und Gestank leiden,“ gibt die Grüne Fraktionsvorsitzende Ellen Enslin zu bedenken. „ Die Verzögerung der S5 nach Usingen/Grävenwiesbach von 2019 auf 2023 oder später ist ein Rückschlag für die Taunusbahn. Neben dieser Verzögerung sehen auch wir die Gefahr, dass durch die Nord-Ost-Umfahrung potenzielle Pendler von der Taunusbahn auf die Straße gelockt werden.“
Eine integrierte und gute Verkehrsplanung berücksichtigt nicht nur Autos, sondern auch Radfahrer und Fußgänger. Außerdem müssen bei städtischen Planungen der ÖPNV, der Fuß- und Radverkehr mitgedacht werden. Davon ist in Usingen in der Stadtplanung nicht viel zu spüren. Erst nach der Bebauung wurde ein Verkehrsgutachten für den „Neuen Marktplatz“ erstellt. Dass jetzt die Möglichkeiten eng eingeschränkt sind, ist doch klar. Mit der Neuansiedlung der Fachmärkte wird zusätzlicher Automobilverkehr in die Innenstadt gebracht. Außerdem wurden akzeptable Bedingenungen für Fuß- und Radfahrer sträflich vernachlässigt.
Anstatt immer mit neuen Positivmeldungen zur Nord-Ost-Umfahrung an die Öffentlichkeit zu gehen, sind die Verantwortlichen in Usingen gefordert, die Verkehrswende tatkräftig anzugehen:
- Wo sind die guten Bedingungen für Radfahrer, einfach mal das Auto im Nahbereich stehen zulassen und sich auf´s Rad zu setzen?
- Wo war der Aufschrei des Bürgermeisters, als die Verzögerung zur S5 nach Usingen/Grävenwiesbach bekannt wurde?
- Wo sind die Aktionen, die Radfahren in der Innenstadt belohnen und nicht Autofahren mit kostenlosem Parken?
- Wo sind Maßnahmen, die Ortsein- und Ausfahrten zu verkehrsberuhigen, um mehr Verkehrssicherheit und weniger Lärm und Schadstoffe, dafür aber mehr Lebensqualität für die AnwohnerInnen bringen?
- Wie werden LKW-Durchfahrverbote oder Tempo 30 geprüft, damit die Stadt leiser wird?
„Das Grüne Engagement dazu im Stadtparlament bekam leider nicht die nötige Unterstützung,“ wie die Grüne Fraktionsvorsitzende Ellen Enslin feststellt. „Aber wir werden uns weiter mit Ideen für die Verkehrswende einbringen. Damit gute Möglichkeiten geschaffen werden, das Auto einfach mal stehen zulassen und leicht auf klimafreundlichere Transportmittel umzusteigen.“
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