Um sich ein genaues Bild der geplanten Nord-Ost-Umfahrung von 5,8 km zu machen, traf sich die Usinger Grüne Fraktion mit dem Fahrrad am geplanten Streckenverlauf: Susanne Weinreich (Ausschussvorsitzende VBS), Hansjörg Scheidler (WULF) und Ellen Ellen (Fraktionsvorsitzende). Mit den Plänen gewappnet, wurden die Bauwerke auf der geplanten Trasse angefahren. Begleitet wurde die Fraktion von Regina Schirner, Grüne Fraktions-vorsitzende Neu-Anspach, sowie von Fahrradexperten und Vertretern der Initiative IZEDUL.
An der Hattsteiner Allee beim Kunstrasenplatz der UTSG war der erste Treffpunkt. Hier waren schon viele Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad in Richtung Hattstein Weiher unterwegs. Mit der Nord-Ost-Umfahrung wird das deutlicher schwieriger werden. Am Knotenpunkt West soll ein Brückenwerk mit erheblicher Steigung über die Nord-Ost-Umfahrung entstehen.
Fußläufig an den Hattstein Weiher zu kommen, wird besonders für ältere Menschen immens erschwert. Barrierefreier Zugang sieht anders aus. Außerdem sollen hier wertvolle Bäume gefällt werden,“ gibt die Grüne Fraktionsvorsitzende Ellen Enslin zu bedenken.
Dann ging es weiter zur B 456 zu den Knotenpunkten “Alter Usinger Weg“ und “Eschbacher Straße“. Auch hier sollen die Wirtschaftswege, die von den Radfahrern und Fußgängern stark frequentiert werden, eine andere Steigung erhalten. Das wird Radfahrern die Fahrt nach Usingen beträchtlich erschweren. Dann ging es weiter zum Abschnitt Schlappmühler Pfad. Hier genoss die Gruppe noch einmal mehr den unverbauten Talblick. Mit dem Anschluss Schlappmühler Pfad werden nicht nur massive Aufschüttungen, sondern auch tiefe Einschnitte in die Landschaft gegraben.
Hatten die Grünen noch gehofft, dass mit einer modifizierte Trasse die Eingriffe in Landschaft und Natur geringer ausfallen würden, sollen jetzt sogar noch 4,5 ha Wald zwischen Usingen und Wehrheim abgeholzt werden.
18 Meter tiefe Geländeeinschnitte, etliche knapp 200 m lange Brückenbauwerke, massive Aufschüttung oder m-hohe Blendschutzwände werden die freie Landschaft um Usingen herum massiv beeinträchtigen.
Wichtige Naherholungsgebiete rund um Usingen, die besonders zu Fuß und mit dem Fahrrad genutzt werden, sind dann nur noch deutlich erschwerter zu erreichen.
Besonders beim Verkehrsgutachten stutzten die Grünen. Wäre doch zu erwarten gewesen, dass die Ansiedlung der Fachmärkte und der sich daraus ergeben Ziel- und Quellverkehr mitberücksicht ist. Leider Fehlanzeige. Mit der Bebauung der Fachmärkte in der Bahnhofstraße ist mit ca. 4.580 Fahrten in der Innenstadt zu rechnen. Mit der Lidl-Erweiterung kommen noch einmal 1000 zusätzliche Fahrten im Usinger Verkehrsnetz Innenstadt hinzu.
Gerade der hohe Ziel- und Quellverkehr in der Usinger Innenstadt ist ein hausgemachtes Problem, durch eine Stadtplanung die umweltfreundliche Verkehre sträflich vernachlässigt hat. Jetzt rächt es sich auch, dass die Neubaugebiete Schleichenbach 1 und 2 nicht durch eine direktere fußläufige Verbindung und einen Radweg entlang der L 3270 mit dem Bahnhof verbunden sind. Dies wird zunehmens von den Bewohnern dort kritisiert. Wenn die Taunusbahn bzw. die spätere S-Bahn genutzt wird, werden sich viele erst einmal ins Auto setzen und durch die Innenstadt zum Bahnhof fahren, mangels umweltfreundlicher Anbindung.
Ein schon 2010 erarbeitetes Nahmobilitätskonzept hatte schon frühzeitig auf gefährliche Defizite für Fußgänger und Radfahrer hingewiesen, aber viel geschehen ist nicht.
Die Straßenplanung der Nord-Ost-Umfahrung berücksichtigt keinen Radverkehr, z. B. die neueste Entwicklung bezüglich E-Bikes floss in die Planungen nicht ein. Sie wurde einzig und allein nur für den Autoverkehr konzipiert. Die Mobilität der Zukunft wird aber anders aussehen: Der Radverkehr wird einen höheren Stellenwert erhalten, Elektromobilität und Mitfahrer-Apps können den Individualverkehr umweltfreundlicher machen und die KFZ-Zahl auf der Straße reduzieren. Der ÖPNV muss weiter gestärkt werden, auch durch günstigere Fahrpreise nach Frankfurt. 17 Euro nach Frankfurt sind für viele einfach zu teuer.
Die Usinger Grünen wollen die verbleibende Zeit nutzen und Alternativen zur bisherigen Planung prüfen, z. B. eine Verbindung von der B 275 außerhalb der Stadt zur B 456.
Die jetzt vorgelegte Planung ist die Trasse, die mit Abstand die höchsten Eingriffe in Landschaft und Natur hat. Das muss reduziert werden. „Wir hoffen, dass die Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit nutzen und sich noch einmal auf der Bürgerversammlung am Montag in der CWS-Mensa informieren und dann zahlreich ihre Einwendungen bis zum 25. Juni beim RP Darmstadt abgeben,“ schließt die Grüne Fraktionsvorsitzende Ellen Enslin ab.
Grüne Sommerfraktion entlang der geplanten Nord-Ost-Umfahrung
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