Auch in der letzten Bürgerinformationsversammlung zur Spielplatzstrategie am 01.07.2025 wurde die Chance verpasst aufzuzeigen, wie die Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger in die Gesamtstrategie für alle Usinger Spielplätze einfließen sollen. Der Schwerpunkt der letzten Veranstaltung lag wieder auf dem Schleichenbach 1 -Spielplatz mit Park. Warum eigentlich? Außer einer für wenige Sekunden gezeigten Folie mit einem Pseudoüberblick der geäußerten Wünsche aus den vorausgegangenen Versammlungen in Usingen, Eschbach und Wernborn wurde keinerlei Bezug auf die dort geäußerten Anregungen der Bürger genommen.
Zum Thema der möglichen Finanzierungsvarianten wurde in allen Veranstaltungen nahezu penetrant und fast drohend mehrfach erklärt, dass ohne einen Verkauf von Teilflächen einiger Spielplätze der Weg nur über weitere Schulden oder eine erneute Erhöhung der Grundsteuer B bleibe. Kein Wort über Einsparmöglichkeiten im Haushalt oder Änderung von Prioritäten. Selbst nach mehrfachen Nachfragen der Bürger zu Fördermöglichkeiten hieß es vom Bürgermeister lapidar. „Haben wir schon geprüft“ oder „Werden wir noch prüfen.“ Als hätte es dazu nicht schon genügend Zeit gegeben, wenn man es nur gewollt hätte! Auch vergaß er zu erwähnen, dass gerade in der letzten Stadtverordnetenversammlung ein entsprechender Antrag der Grünen Fraktion von der Koalitionsmehrheit von CDU/SPD und der FWG abgelehnt wurde und damit nicht einmal einer Prüfung wert war. Dabei wären erhebliche Förderquoten, für das Programm „Natürlicher Klimaschutz“ z.B. ab 80% oder „Sozialer Zusammenhalt“ mit 2/3 möglich. Auch eine Förderung nach dem LEADER Programm wäre unbedingt eine prüfenswerte Option zur Finanzierung.
Wenn es die Stadt mit der Qualität ihrer Spielplätze wirklich ernst nehmen würde, dann müsste man sich auch mit bestehenden Planungsnormen für Spielplätze und Freiräume zum Spielen beschäftigen (z.B. DIN 18034). Darin sind unter anderem Kriterien zu finden zur fußläufigen Erreichbarkeit und den vorzuhaltenden Größen der Areale für Kinder unterschiedlicher Altersklassen. Diese Norm gilt sowohl für neu anzulegende Spielplätze als auch für Umgestaltungen und Erneuerungen. Mit der Spielplatzstrategie soll Usingen nun auch inklusive Spielangebote erhalten. „Das überrascht uns doch sehr. Warum wurde der zuletzt gebaute Spielplatz in der Pestalozzistraße nicht nach dieser verbindlichen Norm gebaut, die Inklusion explizit vorsieht?“ fragt Ellen Enslin, GRÜNE Fraktionsvorsitzende. „Wir GRÜNE wollen über echte Qualitätsverbesserungen bei den Spielplätzen sprechen, nicht über teure, überdimensionierte Spielgeräte als angebliches Alleinstellungsmerkmal.“
In diesem Sinne äußerten sich auch viele Bürger in den Versammlungen. Aber leider wurde auf diese auch kostengünstigeren Alternativen in den Informationsveranstaltungen wenig eingegangen. Stattdessen fühlte man sich eher in einer Werbeveranstaltung eines Spielgeräteherstellers versetzt. Ein Key-Account hätte es nicht besser machen können. Auffällig war auch, dass die Präsentation zur Umgestaltung des Schleichenbach-Parks bereits im März 2025 erstellt worden war.
„Durch die Dienstleistung einer professionellen Moderationsagentur hatten wir schon erwartet, dass in einem transparenten Prozess die Vorstellungen der Bürger aus allen Versammlungen ausgewertet werden und gezeigt wird, wie die Ergebnisse in die zu erstellende Entscheidungsvorlage der Verwaltung einfließen werden. Stattdessen verfestigte sich der Eindruck, dass neben der engagierten Ausarbeitung der Bürgerinitiative Schleichenbach lediglich die spürbar vom Bürgermeister favorisierte Variante mit dem Umbau des Parks zur Tinyhouse-Siedlung zur Wahl stehen werden,“ wundert sich Manfred Sielemann von der GRÜNEN Fraktion. „Das Abtun des Bürgermeisters der mutigen Stellungnahmen einer Achtjährigen und zweier Jugendlichen zum Erhalt des Parks als reine Meinungsäußerungen, war nicht angebracht!“
„Da uns die Zahlen aus den Informationsveranstaltungen erst jetzt vorliegen, haben wir versucht, die Zahlen der „Ausgangslage“ nachzuvollziehen. Bei den Unterhaltungskosten der letzten zwei Jahre werden munter Positionen des Investitions- und Ergebnishaushalts auf eine Liste gesetzt. Es ist nicht möglich, die städtischen Zahlen zu überprüfen, da sie konkreten Haushaltsjahren nicht zuzuordnen sind. Ferner stellt sich uns die Frage, warum die Kosten für den Spielplatz Pestalozzistraße auf der städtischen Kostenliste gelandet sind? Warum wurden diese nicht als Zuschuss vom nichtöffentlichen Bereich, sprich als Schenkung, verbucht? Nachzulesen im Jahresabschluss 2023. Da schmückt sich die Stadt mit fremden Federn,“ gibt die GRÜNE Fraktionsvorsitzende Ellen Enslin zu bedenken.
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