Da macht der FWG-Sprecher klassisches Greenwashing, wenn er den Kreisel in der Bahnhofstraße als nachhaltige Lösung verkaufen will. Der große Kreisel ist mitnichten nachhaltig. Ein Blick in die Machbarkeitsstudie zeigt genau das Gegenteil: Im Vergleich zur Lösung der Aufweitung mit nur 625 m² verbraucht der große Kreisel in der Bahnhofstraße mit 2.400 m2 eindeutig mehr Fläche und er ist mit fast 400.000 € erheblich teurer! Dass der Kreisel für die Anwohner*innen eine Entlastung bringen soll, ist schon sehr gewagt in der Bewertung. Es ist doch eher zu befürchten, dass dieser Kreisel noch mehr Autoverkehr anziehen wird, denn eine „deutliche Verbesserung der Verkehrsabläufe“ ist gewünscht und bringt zusätzlichen Automobilverkehr, wie Erfahrungen zeigen. Alles andere als nachhaltig also!
Mit dem Verweis auf das ISEK-Budget soll von den hohen Kosten abgelenkt werden. Diese Gelder sollen eigentlich für den Denkmalschutz in Usingen ausgegeben werden, für Projekte mit kulturhistorischer Begründung. Für das Kreiselprojekt werden sie jetzt zweckentfremdet und fehlen dann für echte Denkmalschutzprojekte.
Im integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) für die Kernstadt Usingen wird u. a. der Ausbau der Bahnhofstraße als wichtiges Projekt vorgeschlagen, ohne Kreisel. Die Verbesserung der Mobilitätsbedingungen, die Stärkung der Nahmobilität und die gestalterische Aufwertung sind Ziele, die erreicht werden sollen. Ein wesentliches Ziel der Stadtsanierung soll auch ein harmonisches Stadtbild in der historischen Innenstadt sein. Mit dem großen Kreisel wird aber die Sichtachse zum Bahnhof zerstört. Für nur 5-10 Sekunden kürzere Wartezeit wird neben Flächenverbrauch und Kosten auch die städtebauliche Verschandelung der Bahnhofstraße in Kauf genommen. Zudem erschwert der Kreisel Fußgänger*innen und Radfahrer*innen den Weg vom Bahnhof in die Innenstadt. Stärkung der Nahmobilität sieht anders aus.
Interessant ist auch das Argument der FWG, dass die Route über den Westerfelder Weg von den Wohngebieten Schleichenbach 1+2 als direkter Weg in die Innenstadt gesehen wird. Wir sehen darin eine verfehlte Städteplanung, die die verkehrliche Anbindung der Wohngebiete an die Innenstadt nicht ausreichend berücksichtigt hat. Schon bei der Sanierung der L 3270 entlang der Wohngebiete Schleichenbach wurde 2009 kein Radweg mitgeplant. Das kritisierten die Grünen schon damals. Eine Chance für den Radverkehr wurde vertan. Jetzt soll das mit großem Aufwand nachgeholt werden.
Und es sollte nicht vergessen werden, die großflächigen Märkte am Neuen Marktplatz bringen täglich ca. 6.000 Auto-Fahrten in die Innenstadt, die auch über den Westerfelder Weg fahren. Schon bei der Planung forderten wir Grüne 2009 ein Verkehrsgutachten, damit eine vernünftige Verkehrsanbindung gewährleistet wird, mit Berücksichtigung des Fuß- und Radverkehrs und des ÖPNV. Das wurde damals mit angeblich fehlendem Bedarf weggewischt.
Nicht vergessen werden darf auch, dass mit Zustimmung der FWG die Erweiterung des LIDL-Marktes auf 1.500 m2 zusätzlicher Autoverkehr in die Bahnhofstraße kommen wird. Grüne haben dies abgelehnt, weil Usingen mehr als genug Einzelhandelsflächen hat. Auch dies zielt auf mehr Kund*innen bzw. mehr Autoverkehr ab. Dazu kommt, die notwendigen Grundstücksflächen für den Kreisel müssen von Lidl angekauft werden. Dies kann die Stadt in Bedrängnis bringen, denn sie begibt sich in eine Abhängigkeit und Lidl könnte daraus Forderungen ableiten.
Das Problem in der Usinger Stadtplanung: Einzelmaßnahmen werden ohne Gesamtkonzept gemacht. Mit dem Kreisel soll wieder eine Einzelmaßnahme, ohne abgestimmte Gesamtplanung durchgesetzt werden.
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