Dass die FWG sich gerne an den GRÜNEN Verkehrspositionen reibt, ist nichts Neues. Der Kreisel in der Bahnhofstraße sei da nur erwähnt. Jetzt ist es der Besuch bei lärmgeplagten Innenstadtbewohnern, der als Aufhänger dient. GRÜNE seien für die Verkehrssituation in der Usinger Innenstadt verantwortlich. Ihre Ablehnung der Nord-Ost-Umfahrung trage zum steigenden Verkehrsaufkommen in der Innenstadt bei. Dies wirft der FWG-Fraktionsvorsitzende den GRÜNEN vor. „Da sind dann doch einige Fakten durcheinander-geraten, die wir gerne richtigstellen,“ so Ellen Enslin, GRÜNE Fraktionsvorsitzende.
Auch GRÜNE sehen die Notwendigkeit, die Innenstadt vom Autoverkehr zu befreien, aber seit über 50 Jahren gibt es die Diskussionen um die Nord-Ost-Umfahrung. Die erste maßgebliche Ablehnung gab es von der CDU im Jahr 1977, die das Projekt erst einmal zum Stocken brachte. Dass die weiteren Planungen immer wieder neu überarbeitet werden mussten, lag auch daran, dass etliche Einwendungen und Anregungen stichhaltig waren. Richtig ist, dass sich die GRÜNEN für die Stärkung der umweltfreundlichen Mobilität einsetzen und eine umweltverträglichere Trasse befürworten. Übrigens wurden auch Änderungen in die Planung aufgenommen, die GRÜNE schon vorher kritisiert hatten, wie z. B. keine Schließung der Straßenverbindung durch den Wehrheimer Wald. Jetzt aber GRÜNE für den Innenstadtverkehr verantwortlich zu machen, ist lächerlich!
„Auch wir wollen, dass es in der Innenstadt weniger Autoverkehr (motorisierter Individualverkehr- MIV) gibt. Aber der Ziel- und Quellverkehr, der nach Usingen rein oder raus geht, machte bereits 2014 nach dem Verkehrsgutachten von Hessenmobil 58% in Usingen aus. Hier sind die zusätzlichen Innenstadtverkehre für die Märkte am „Am Neuen Marktplatz“, Lidl und Neuverkehre von Einwohnern von über 6.000 Fahrten noch nicht berücksichtigt,“ so Enslin. „Unser Bestreben muss sein, soviel wie möglich von diesen Verkehren vom Auto auf die umweltfreundliche Mobilität zu verlagern.“
Deshalb muss bei Neuansiedlungen auch die umweltfreundliche Mobilität berücksichtigt werden. Dies wurde beim „Neuen Marktplatz“ sträflich vernachlässigt und nun wird die Anliegerstraße Westerfelder Weg als Zubringer für die Fachmärkte genutzt. Schon im März 2007 haben FDP und GRÜNE gemeinsam parallel zum B-Planverfahren für den Neuen Marktplatz auf diese Gefahr hingewiesen und ein Verkehrsgutachten gefordert, dass die zukünftige verkehrliche Entwicklung auf der Bahnhofstraße/Westerfelder Weg, der
Wilhelmjstraße und der Neutorstraße für den ÖPNV, den motorisierten Individualverkehr sowie die Fußgänger- und Fahrradverkehrsströme aufzeigt. Besonders der motorisierte Individualverkehr und Alternativen zur Verkehrsminderung sollten aufgezeigt werden. FDP und Grüne fanden dafür leider keine Mehrheit, denn CDU und FWG waren dagegen. Erst nach dem Bau der Märkte gab es 2017 ein Verkehrsgutachten von ImB Plan für den „Neuen Marktplatz“. Hier gab es etliche Vorschläge: zur Stärkung des umweltfreundlichen Verkehrs, aber auch Vorschläge zum Straßennetz und zur Entlastung des Westerfelder Weges.
Der Hinweis der FWG, die Anlieferverkehre nicht mehr über den Westerfelder Weg, sondern besser über das Gewerbegebiet Riedwiese zu führen oder ihr aktueller Antrag, eine barrierefreie Fußgängerverbindung zwischen Neuen Marktplatz und dem Alten Marktplatz zu schaffen, zeigen doch, dass jetzt bei der verkehrlichen Anbindung nachgebessert werden muss. Grüne und FDP haben schon 2007 darauf hingewiesen.
Auch beim aktuellen Wohngebiet rund ums ehemalige Krankenhaus, wurde auf eine Verkehrsuntersuchung, wie von Hessenmobil gefordert, verzichtet. Bei jedem Neubaugebiet ist mit 2-3 Innenfahrten pro Einwohner*in zu rechnen, deshalb sollte eine nachhaltige Verkehrsplanung das Ziel sein. Es lohnt sich. Car-Sharing und Elektromobilität sind nur zwei Stichworte und eröffnen neue Optionen. Untersuchungen zeigen hier große Potenziale, den MIV-Anteil zu reduzieren. So gibt es in unterschiedlich strukturierten Stadtbereichen differenzierte Mobilitätslösungen. Dafür setzen sich GRÜNE ein!
Die schlechte Verkehrssituation in Usingen hat nicht nur mit dem Durchgangsverkehr zu tun. Nur eine Stadtplanung, die alle Mobilitätsformen und den ruhenden Verkehr (Parken) berücksichtigt, schafft auch eine lebenswertere Innenstadt. Besonders für Kinder und Ältere.
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