Jannik Richter: Gendern

Sehr geehrte Damen … die Herren sind natürlich mitgemeint,

die AfD spielt hier also Sprachpolizei, will uns das gendern verbieten. Ja wie empfindlich und verbittert muss man denn sein, wenn einen der Anblick eines Gendersternchens so provoziert, dass man anderen vorschreiben muss wie sich zu artikulieren haben. Aber ich will nicht über euch, die AfD, reden, denn es geht hier gar nicht um euch. Als Partei die nicht ohne Grund zu über 80% aus weißen, heterosexuellen Cis-Männern besteht, wie ich selbst, seid ihr doch überhaupt nicht betroffen von der Diskriminierung durch unsere Sprache. Die inklusive Sprache ist eben für diejenigen die keine Männer sind und auch sprachlich existieren möchten. Und nein, das generische Maskulinum ist eben nicht generisch, es erzeugt, und das ist wissenschaftlich erwiesen, vor allem männliche Bilder im Kopf.

Wollen wir das wirklich, wollen wir in einer Gesellschaft leben in der Frauen und Diverse durch Sprache unterdrückt werden, sich nicht angesprochen fühlen? In der kleine Mädchen denken, dass ein Arzt oder Ingenieur ausschließlich in männlicher Form existiert. Da sage ich: Auf gar keinen Fall.

Dann kommt immer wieder dieses Argument: Gendern zerstört den Lesefluss, und ach wie sieht das denn aus?

Ich geb ja zu, bisschen hässlich ist das schon mit dem Gendern, aber na und es gibt auch hässliche Meinungen, vor allem aus ihrem Lager. Die muss ich mir ja auch anhören.

Wir können uns halt keine neue Sprache erfinden, wir müssen halt mit dem umgehen was wir vorfinden, nämlich eine Sprache geprägt durch hegemoniale Männlichkeit, geprägt durch das Patriarchat. Ich weiß, viele von Ihnen wollen es nicht wahrhaben, aber wir haben uns weiterentwickelt als Gesellschaft, sind auf einem guten Weg zu mehr Pluralismus und Geschlechtergerechtigkeit. Und diese Entwicklung wird sich auf alle Formen unseres Zusammenlebens auswirken, und zwar auch auf unsere Sprache. Wie vermessen muss man sein, zu glauben diese Entwicklung mit einem Antrag aufhalten zu können.

Für mich ist das ein kläglicher Versuch, die Christdemokraten hier im Saal zu testen, wie ernst sie es denn mit ihren konservativen Werten meinen.

Wir von Bündnis 90 / die Grünen jedenfalls lehnen diesen Antrag mit aller Deutlichkeit ab und werden uns auch in Zukunft gegen Angriffe stellen, die nur darauf abzielen, unsere hart erkämpften Werte und Grundüberzeugungen zu destruieren.

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