Susanne Weinreich

Susanne Weinreich

Susanne Weinreich: Lichtleitlinie

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, meine Damen und Herren,

ich freue mich, dass die Koalition heute einen Antrag in diese Stadtverordnetenversammlung einbringt, der sich mit einem Thema beschäftigt, das uns Grünen schon seit vielen Jahren ein zentrales Anliegen ist: die Reduzierung von Lichtverschmutzung und der Schutz der Artenvielfalt.

Ehrlich gesagt: Wir freuen uns über den Sinneswandel – auch wenn er spät kommt.

Denn wenn wir als Grüne vor Jahren den Zusammenhang zwischen nächtlicher Lichtemission, Biodiversitätsverlust, Energieverbrauch thematisiert haben, war das für viele hier noch ein “grünes Nischenthema” und es wurde von “grüner Verzichtsideologie” gefaselt. Heute hören wir von der CDU nahezu wortwörtlich unsere Argumente von damals. Ich sage ganz klar: Willkommen in der Realität des 21. Jahrhunderts!

Ich erinnere mich an die Diskussionen über das Baugebiet Hattsteiner Allee. Die Kollegin Warlich ist hier in der Stadtverordnetenversammlung nach vorne gegangen und hat vorgeschlagen, in die Bebauungspläne Vorgaben für die Außenbeleuchtung aufzunehmen und hat das Wort Lichtverschmutzung genannt. Die Kollegen von der CDU lagen vor Lachen fast unter den Tischen, von so etwas unaussprechlichem wie Lichtverschmutzung und den Auswirkungen auf Biodiversität hatten sie scheinbar bis dahin noch nie gehört.

Dass Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU und auch der SPD, in Ihrem Antrag den Verlust nachtaktiver Arten, die Veränderungen des Bundesnaturschutzgesetzes, den Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden und die Notwendigkeit zur Energieeinsparung aufführen, ist nicht nur fachlich richtig, sondern deckt sich mit unserem grünen Programm, das wir hier schon mehrfach vergeblich angebracht haben. Ach nein, jetzt hat es ja doch bei Ihnen Früchte getragen.

Wir nehmen zur Kenntnis, dass Sie nun auch endlich diesen längst überfälligen Weg mitgehen wollen. Und das begrüßen wir – ausdrücklich. Wir freuen uns, dass sie zum Ende der Legislaturperiode dann auch endlich mal strategisch und gestalterisch tätig werden wollen, auch das ist längst überfällig.

Wir Grüne werden diesen Antrag unterstützen – aber wir fordern auch, dass dieser erste Schritt nicht das Ende der Diskussion ist, sondern ein Einstieg ist.

Wir hoffen, dass dies nicht ein Schaufensterantrag ist, der dann in den Mühlen der Verwaltung angesichts vieler Aufgaben zu niedrig priorisiert wird und hinten überfällt. Wir sehen die Notwendigkeit, nicht nur Neubaugebiete, sondern auch bestehende Quartiere zu betrachten. Genau so wichtig ist es, über die Beleuchtung von Kirchen, Denkmäler und andere wichtige Gebäude in der Stadt nachzudenken und auch hierfür Konzepte zu entwickeln. Der Leitlinie muss eine Satzung folgen, die all diese Punkte aufgreift, auch Vorgaben wie künstliches Licht darf nicht in den Himmel strahlen, soll bedarfsorientiert sein, nicht zu hell, sollte warmweiß sein und unter 2700 Kelvin sein, auch bei Sportstätten, Rathäusern, Denkmälern nur nach Bedarf und und und.

Ein Hinweis an die Verwaltung: wir haben etwas recherchiert und im Netz bereits gute Vorlagen gefunden, man muss ja das Rad nicht neu erfinden. Beeindruckende Leitlinien wie die der Sternenstadt Fulda, aber auch ggf. Anwendungsnähere wie die der Stadt Kitzingen oder Langenselbold.

Dann hoffen wir mal, dass dies nicht nur ein einmaliger Vorstoß ist, sondern der Beginn einer ernstgemeinten umweltpolitischen Verantwortung, die in dieser Stadt künftig über Parteigrenzen hinweg getragen wird. Nee, so richtig glaube ich das nicht.

Vielen Dank.

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