Nach den neuesten Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) reichen die Bemühungen nicht aus, um die gesteckten Klima-Ziele vom Paris-Abkommen zu erreichen. Der CO2-Anstieg geht ungebremst weiter und um deutlich unter dem 2-Grad-Ziel des vorindustriellen Niveaus zu bleiben, braucht es konsequente Maßnahmen. Mit den bisherigen Maßnahmen sieht es nach einem Anstieg von drei bis vier Prozent aus. So war das letzte Jahr nicht nur das zweitwärmste seit der Wetteraufzeichnungen in Deutschland, sondern auch weltweit. In Deutschland ist die Temperatur sogar um 1,6 Grad gestiegen.
Da passte es gut, dass Werner Neumann zu Gast bei den Grünen in Usingen zum Web-Talk „Durchstarten zur klimaneutralen Kommune“ war. Werner Neumann ist ausgewiesener Energie-Experte. Er ist Mitglied im Landesvorstand des BUND, AK Sprecher Energie auf Bundesebene und er war früher Leiter des Frankfurter Energiereferats.
Klimaschutz ist das Kernthema der Grünen. Mit einem 100-Dächer-Programm als Anreiz wollen sie mehr Solaranlagen auf die Usinger Dächer zu bringen. Die Usinger Stadtverwaltung soll endlich mit Ökostrom beliefert werden, damit alle städtischen Einrichtungen wie z. B. Kindergärten oder Laternen umweltfreundlichen Strom nutzen können. Leider wurden die GRÜNE Vorschläge zur nachhaltigen Beschaffung im letzten Jahr von allen Fraktionen abgelehnt, sodass es hier keine klaren Vorgaben gibt. „Aber besonders wichtig ist die Engergie-Fachexpertise in der Verwaltung. Deshalb braucht Usingen endlich eine/n Klimaschutzbeauftragte*r, damit Klimaschutz bei allen Themen des Verwaltungshandelns mitberücksichtigt wird,“ stellt ellen Enslin fest.
Werner Neumann berichtete von den Anfängen des Energiereferats in Frankfurt und gab eine Faustregel mit auf den Weg: „Je 4.0000 Einwohner*innen einer Kommune sollte ein/e Klimaschutzmanager*in das komplexe Thema bearbeiten,“ so Neumann. „Das wird sogar gefördert. Es gibt vier Handlungsfelder, in denen der Klimaschutz in den Kommunen vorangetrieben werden muss: zum einen, damit die eigenen Gebäude untersucht werden auf Einsparung und Energieeffizienz, zum anderen, um auch die Öffentlichkeit zu informieren und zu unterstützen, die weiteren Teile gehen in Richtung Verkehr und Bauleitplanung, dass alle B-Pläne auch unter dem Aspekt Klimaschutz betrachtet und angepasst werden. Das sind die Bereiche, in denen Kommunen nicht nur handeln können, hier müssen sie handeln.“
Hauseigentümer und Kommunen kennen meist nicht alle Förderprogramme, die es gibt. Wenn die Programme bekannt sind, gibt es niemanden, der bei der Beantragung unterstützt. Wenn bei den Themen Dämmung, Solar-Anlagen und Energieeffizienz gemeinsam mit der Handwerkerschaft gearbeitet wird, dann ist das auch ein Wirtschaftsförderprogramm.
„Usingen ist zwar Mitglied bei „100 Kommunen für den Klimaschutz“, aber leider sind wir in der Vergangenheit immer wieder mit unseren Vorschlägen, z. B. Klimaschutzmanager oder Klimaschutzteilkonzept, blockiert worden, obwohl es dafür erhebliche finanzielle Förderungen gibt. Hier lässt Usingen seit vielen Jahren viel Geld liegen, nicht nur zum Nachteil der Kommune, auch zum Nachteil der Bürger*innen, weil die vielfältigen Fördermöglichkeiten schlicht nicht bekannt sind. So werden z. B. KFW-Mittel für Modernisierungen durch das Umweltministerium Hessen von 40% Förderung auf 50% aufgestockt,“ stellt Ellen Enslin klar.
Außerdem bietet es sich an, von kommunaler Seite aus Quartier für Quartier anzugehen und mit „aufsuchender Energieberatung“ Haus für Haus, Gebäude für Gebäude nach Einsparpotentialen zu untersuchen. Zur Vorbereitung können Infoflyer genutzt werden, Thermografieaufnahmen können heute preiswert erstellt werden. Diese eignen sich gut als „Türöffner“. In Verbindung mit den Förderungen ergeben sich auch für Mieter*innen niedrigere Energiekosten, ein sozialer Aspekt, der in der Diskussion über Klimaschutz nicht vergessen werden darf.
Bei den vielfältigen Fördermöglichkeiten, die es gibt, braucht eine Kommune unbedingt eine Stelle, die die interessierten Bürger*innen durch diesen Förderdschungel führt.
Eine Chatmitteilung wies noch einmal darauf hin, dass nicht mehr viel Zeit ist, um eine Wende bei der zu erreichen.
„Daher müssen wir entschlossen den Weg zum konsequenten kommunalen Klimaschutz in Usingen gehen. Die Stadt muss klimafest gemacht werden, um sich an die unabweisbaren Veränderungen anzupassen,“ so Ellen Enslin.
Ferner gilt es die Innenstadt besser an den Klimawandel anzupassen, für Verschattung zu sorgen und mehr Bäume und Grün in der Innenstadt pflanzen. Auch Fassaden- und Dachbegrünung soll gefördert werden. So können mehr kühle Ecken in der Stadt geschaffen
Deshalb muss unbedingt ein aktuelles Landesprogramm geprüft werden. Hier gibt es bis zu 100 Prozent für die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude oder Kläranlagen, für Verleihsysteme von Fahrrädern und Lastenrädern oder eine energieeffiziente Trinkwasserversorgung. Aber auch Anpassungsmaßnahmen wie Dachbegrünungen oder kommunale Programme für Haus- und Hofbegrünung werden gefördert, außerdem auch Informations- und Öffentlichkeitsarbeit. Die Kommunen können bis zu 400.000 € bzw. bis 100.000 € erhalten, es müssen nur zwei Klimaschutzmaßnahmen kombiniert werden.
Programme der Klimaschutzinitiative können sogar mit dem hessischen Programm kumuliert werden.
„Das zahlt sich doch doppelt aus: Es können Energiekosten reduziert werden und es werden schädliche CO2-Emissionen reduziert,“ so Werner Neumann und verwies auf den Vorbildcharakter von Kommunen.
Dafür braucht es aber ein Klimaschutzkonzept, dass den Status quo in der Kommune dokumentiert und mögliche Einsparpotenziale aufzeigt. Dazu gehört eine CO2-Bilanz, damit Ziele gesetzt werden, um die schädlichen CO2-Emissionen zu reduzieren. Gemeinsam mit den Bürger*innen, den ansässigen Unternehmen und der Stadtverwaltung muss das Thema mehr in die Öffentlichkeit getragen werden. Da bieten sich besondere Aktionen an. Das Klimabündnis der Kommunen bietet viele interessante Ideen an.
Mit der CO2-neutralen Verwaltung kann eine Stadtverwaltung z. B. einen wichtigen Impuls geben. Neben der Energieberatung für die Bevölkerung können Klimaschutzmanager*innen auch für Wirtschaft und Gewerbe wertvolle Beratungen anbieten, damit Energieeffizienz und Ausbau der erneuerbaren Energien vorangeht.
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